Bei dem Projekt handelt es sich um die Renovierung eines Hauses, das einen einzigartigen Blick auf die Küste des Naturparks Garraf bietet. Das Hauptkonzept dreht sich um eine Reihe von Fragen: Wie kann die Architektur zur Kontemplation von Meer, Himmel und Natur einladen? Wie können wir den Menschen wieder in seinen ursprünglichen Zustand der Harmonie mit seiner natürlichen Umgebung versetzen? Wie können wir die Landschaft einrahmen und sie zu einer Reihe von Bildern in einem häuslichen Raum machen?
Der Vorschlag basiert auf der japanischen Designtechnik Shakkei, was soviel wie "geliehene Landschaft" bedeutet, bei der die äußere Landschaft des Gartens integriert wird und Teil des Gartens wird. Das Haus war von Anfang an als bewohnbarer Aussichtspunkt konzipiert.
Struktur, Programm und Nachhaltigkeit:
Ursprünglich wurde das Haus nur im Obergeschoss bewohnt, mit einem stark unterteilten Grundriss, der aus Fluren und Räumen bestand, die kaum miteinander oder mit dem Außenbereich verbunden waren. Das Erdgeschoss war ein unabhängiger Raum, dem es an natürlichem Licht und Belüftung mangelte, da es eine Natursteinmauer mit wenigen Öffnungen nach außen gab.
Der erste Eingriff bestand darin, die bestehende Gebäudehülle und -struktur zu entkernen, das Ziegeldach wiederherzustellen und die inneren Trennwände abzureißen. Der Entwurf nutzt die ursprüngliche Struktur, die aus einer Reihe von tragenden Längswänden besteht, die nach Süden und zur Aussicht hin ausgerichtet sind, um eine poetische Architektursprache zu schaffen, die ein flexibles Programm ermöglicht. Im Tagesbereich im Obergeschoss befinden sich im ersten Erker das Arbeitszimmer, im zweiten Erker die Terrasse, der Essbereich und die Küche und im dritten Erker das Wohnzimmer, die Treppe, das Bad und das Spielzimmer. Im Erdgeschoss befinden sich im ersten und zweiten Erker die Veranda, die Eingangshalle, das Hauptschlafzimmer und das Badezimmer, während im dritten Erker zwei Schlafzimmer, ein Badezimmer, die Treppe und eine Waschküche untergebracht sind.
In der zweiten Phase wurden neue Öffnungen mit strukturellen Verstärkungen sowohl in der Fassade als auch in den tragenden Innenwänden geschaffen, um die drei Erker miteinander und mit dem Außenbereich zu verbinden. Diese Maßnahme führte zu großen Fenstern und inneren Schwellen, wodurch vier quer verlaufende Verkehrsachsen entstanden, die ein größeres Raumgefühl vermitteln und gleichzeitig die Querlüftung fördern. Die neuen Sichtachsen erstrecken sich über das gesamte Haus, von den Innenräumen bis zum Meer und den Bergen, und fördern einen nahtlosen Fluss von Schwellen und Räumen, die mit der Landschaft verbunden sind. Das Projekt optimiert die Energieeffizienz des Hauses und verbessert den natürlichen Lichteinfall in die tiefsten Bereiche des Innenraums, wobei auch die thermische Trägheit der Steinmauern genutzt wird.
Einrahmung der Landschaft:
Der Entwurf stellt eine konstruktive, ästhetische und funktionale Entscheidung dar, die darauf abzielt, eine einfache und einheitliche Architektursprache zu schaffen, die dem Raum eine neue Identität verleiht. Das Fenster und die Tür sind als einheitliches Element konzipiert: eine unsichtbare Schwelle, die zwei Räume sowohl verbindet als auch trennt, ein Zwischenraum, der das japanische Konzept des ma betont, eine Leere, durch die Licht, Luft und Menschen hindurchgehen. Die Abfolge von Holzrahmen, die aus massiven Kastanienholzleisten bestehen, unterstreicht die Ausblicke in die Landschaft. Diese neue Rahmenkomposition, in der die Natur der Protagonist ist, spielt mit verschiedenen Ebenen und Proportionen, um eine neue abstrakte Szenerie zu schaffen.
Die weißen Decken und Wände kontrastieren mit der Präsenz von Holz und der umgebenden Natur und verstärken die Helligkeit des Innenraums. Das Zusammenspiel der hölzernen Schiebetüren in Harmonie mit den langen horizontalen Leisten, die die Schienen tragen, ist von der Struktur der japanischen Schiebepaneele inspiriert, die als Fusuma bekannt sind. In Verbindung mit dem Holzfußboden und den maßgefertigten Möbeln schaffen diese Elemente eine warme, häusliche Atmosphäre.
Die Anwesenheit von Pflanzen soll die Außenvegetation in eine neue natürliche Innenumgebung erweitern. Auf diese Weise bietet das Projekt die Möglichkeit, den Menschen seinem ursprünglichen Zustand der Verbundenheit mit der Natur näher zu bringen. Die Dualität zwischen lebendiger und toter Materie; das Grün der Latschenkiefern im Kontrast zu dem Holz, das einst die Kastanienstämme bildete. Eine Landschaft zwischen dem Organischen und dem Abstrakten, in der die Grenzen zwischen Innen und Außen verschwimmen. Eine neue Szenerie voller Ruhe und Harmonie, in der das Zusammenspiel des Lichts eine poetische Rolle spielt.
Architect: Roman Izquierdo Bouldstridge
Location: Sitges, Barcelona
Area: 296 sqm
Construction year: 2023-2024
Photography: José Hevia